Bommel hat geschrieben: ↑Sa 18. Aug 2018, 23:26
erklärst Du mir bitte - bei Gelegenheit - die Kurve, die in Deiner Signatur zu sehen ist? Die passt so gar nicht zu dem Bild, das ich mir in den letzten Tagen von Dir gemacht habe.
Du meinst die Kurve in meinem letzten Beitrag? Die ist leicht erklärt: Es gibt dies Forum schon sehr lang, und ich hab vor Jahren das erste Mal 25 kg abgenommen, damals noch langsam und an einem Stück. Dann hatte ich Probleme mit meiner Schilddrüse, was aber zuerst nicht korrekt diagnostiziert wurde. Statt dessen bekam ich Antidepressiva verschrieben, was natürlich nicht half. Von meinem Abnehmerfolg blieb nichts übrig. Im ersten Jahr mit den Pillen (Mirtazapin damals) nahm ich mehr als 10 kg wieder zu, dann setzte ich den Mist auf eigene Regie ab. Ich zog mich aus dem Forum fast komplett zurück, und konzentierte mich auf meine psychotherapeutische Behandlung (wenn man das denn "Konzentrieren" nennen kann). Eigentlich lag ich mehr oder weniger auf dem Bauch. Die ganze Forenbetreuung hier wurde von einer Hand voll alter Hasen gemacht, mich sah mal alle Jubeljahre mal.
Irgendwann klappte ich gesundheitlich komplett zusammen, schleppte mich totmüde durch die Gegend, hatte Antriebsstörungen bis dorthinaus, und Ringe unter den Augen, dass ich ohne Schminke bei einem Zombie-Film hätte mitmachen können, und wog kurzfristig über 100 kg. Ich versuchte, mich zusammenzureißen, schluckte irre Mengen Koffeinkapseln, und versuchte mit aller Macht, abzunehmen. Aber obwohl ich früh schlafen ging, war ich am frühen Nachmittag so müde, dass ich mich im Büro am liebsten zum Pennen unter den Schreibtisch gelegt hatte. Und brach beim kleinsten Anlass in Tränen aus. Schließlich hab ich meinem Hausarzt noch mal kräftig auf die Zehen getreten, und hatte tatsächlich einen TSH-Wert, der ganz knapp über dem "Normalwert" lag (was Ärzte denn so als Normalwert bezeichnen). Ich bekam L-Thyroxin verschrieben, und nach der ersten Dosis fühlte ich mich, als hätte jemand die Welt geputzt. Wach. Ausgeglichen. Klar denkend. Einfach gut. Leider blieb das nicht so. Ich brauchte Ewigkeiten, bis ich halbwegs eingestellt war. Meine TSH-Werte schwankten wie ein Flatterband im Wind. Meine psychische Konstitution gleichfalls. Mal konnte ich für ein paar Monate abnehmen, dann ging mein Gewicht wieder rauf. Meine Stimmung schwankte, wie man es aus Filmen über Menschen mit bipolaren Störungen kennt.
Vor zwei Jahren hatte ich dann so eine Art manische Phase, in der ich binnen weniger Wochen spontan und ungeplant etliche Kilo abnahm. Danach dann wieder einen Absturz, in dem ich alles wieder zunahm. Und dann sagte es wieder mal, im positiven Sinne, Klick! Ich hatte wieder präsent, dass ich abnehmen kann. Zeitgleich stieß ich auf "Fettlogik überwinden" von Nadja Hermann, las, und nahm ab. Das ist die Stelle, wo der Kurvenverlauf stetig und steil nach unten geht. Ende 2017 hatte ich einen Motivationseinbruch. Ab da war eine Kollegin, mit der ich vorher das Büro geteilt habe, nicht mehr da. Ich saß den ganzen Tag allein im Büro. Um wenigstens einmal am Tag jemanden zu sehen, fing ich an, mittags mit Kollegen essen zu gehen. Aber das waren normale Mittagstische im Restaurant, und ich zählte keine Kalorien mehr, und aß natürlich auch zu Abend. Die Phase hat mich 8 bis 9 kg meines Erfolgs gekostet. Bis zu meinem letzten Urlaub im Frühjahr. Und danach fing ich dann wieder an, abzunehmen.
Momentan bin ich wieder in einer etwas kritischen Phase. Die 70-kg-Grenze ist so eine magische Grenze, wo irgendwas in meinem Kopf nicht glauben kann, dass ich da drunter kommen könnte. Ich merke, wie ich anfange, mich selbst zu sabotieren, zu viel zu essen, und beim Kalorienzählen zu schlampen. Irgendwie muss ich das für mich klar kriegen. Und da liegt der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Theoretisch weiß ich ganz genau, was ich zu machen hätte. Praktisch stell ich mir grad wieder selbst ein Bein. Weil ich eben auch nur ein Mensch bin.