Ich hatte heute zum ersten Mal mein Profil mit dem Klarnamen erstellt, um dann doch es wieder zu löschen, weil dieses Thema doch sehr persönlich ist. Bestimmt kennen das viele von euch ebenfalls.

An dem Ticker (ich liebe ja solche technische Spielereien!) könnt ihr zumindest sehen, dass ich mich (fast) im letzten Drittel des Abnehmens befinde. Alles begann Mitte 2023, wo bei mir ein schwerer Diabetes diagnostiziert wurde. Kein Wunder, mit 140 kg Körpergewicht auf 170 cm Körpergröße verteilt. Ich war als Kind sehr sportlich und auch als junge Erwachsene nie übergewichtig gewesen. Allerdings hatte ich schon früh ein gestörtes Essverhalten an den Tag gelegt. Essen war nie etwas selbstverständliches für mich und hatte ich Magersucht als Jugendliche, wurde ich sehr sportlich als Erwachsene und konnte so den Drang nach Süßigkeiten recht gut kompensieren.
Vor vielen Jahren warf mich dann ein traumatisches Ereignis völlig aus der Bahn und ich wurde schwer krank. Und in der Zeit konnte ich mich nicht mehr zum Sport aufraffen. Ich versuchte, die Depression quasi "wegzuessen" mit allem, was mir so vor die Füße kam. Ich glaube, dass ich direkt 30 Kilos in einem halben Jahr zunahm, aber das war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Alles, was mir Stress bereitete, wurde mit Essen kompensiert. Vom Kopf her wusste ich, dass das was ich aß, ungesund war. Aber ich konnte und wollte nicht aufhören!
Mitte 2023 war dann der große Tiefpunkt erreicht, wo ich mich nach längerer Zeit auf die Waage stellt und die 140 sah. 140 verdammte Kilos... Wie sollte ich die denn jemals loswerden? Und dann war ich auch noch frisch gekürter Diabetiker geworden! Doch ich wollte den Kopf nicht in den Sand stecken und nahm den ersten Termin beim Diabetologen wahr. Ich bin jetzt noch dankbar, wie man dort mit mir umgegangen ist. Denn die Ärzte waren so ganz anders, wie ich erwartet hatte. Durch den hohen HBA1C Wert schlug die Ärztin mir beim zweiten Treffen Ozempic vor, aber ich zögerte noch ein wenig mit der Entscheidung, es zu nehmen.
Ich dachte darüber gründlich nach und sagte dann zu. Mit einem 0.25 Pen begann dann alles und ich begann nicht nur direkt im Sommer mich aktiver zu bewegen, sondern ich stellte auch meine Ernährung um. Für mich war klar, dass die Spritze nicht auf Dauer zu meinem Leben dazugehören sollte. Ich begann, mich gesünder zu ernähren und kombinierte es mit Intervallfasten (16:8), welches einfach ideal für mich war. Dadurch, dass ich mich auch noch aktiv bewegte und wieder mit dem Sport begann, purzelten die Kilos und ich schöpfte irgendwann Hoffnung, tatsächlich eines Tages wieder unter die 100 kg zu kommen.
Leider stellte sich dann mit laufender Einnahme von Ozempic trotz niedriger Dosis (höher als 0.5 mg habe ich nie genommen!) mehr und mehr Nebenwirkungen in Form von schmerzhaften Blähungen ein. 2024 fand ich dann heraus, dass es keine Blähungen, sondern Gallenkoliken waren. Und deshalb beschloss ich, mit dem Gewicht von 110 kg die Spritze ein für allemal abzusetzen. Mein Blutzucker hatte sich bis dato auch so extrem gebessert (5,6), dass ich mich auch kaum noch für das Mittel qualifizierte.
Jetzt stellte sich aber natürlich die Angst wieder ein, zuzunehmen. Und trotzdem ich viel Sport trieb, hatte ich einen Monat lang überhaupt keine Abnahme. Das war dann der Zeitpunkt, wo ich ein Ernährungstagebuch begann, weil ich den Verdacht hatte, wieder viel zu viele Kohlenhydrate zu konsumieren (Brötchen und Nutella? Die perfekte Kombination, um NICHT abzunehmen!). Also schrieb ich seit August 2024 alles penibel auf, was ich zu mir nahm und stellte die Ernährung auf low carb und teilweise keto um. Dann ging es auch wieder abwärts mit dem Gewicht und Ende September durfte ich endlich UHU feiern - das war vielleicht ein tolles Gefühl, auf der Waage endlich nur noch eine zweistellige Zahl zu sehen! Mittlerweile hat sich mein Essverhalten auf zwei Mahlzeiten eingependelt. Vor allem Abends esse ich keine Kohlenhydrate mehr. Snacken zwischendurch habe ich vollkommen abgestellt und ich vermisse das auch nicht. Gerade bei intensiven Sporteinheiten achte ich vermehrt darauf, mir genügend Eiweiß zuzuführen. Denn ich möchte ja Fett verbrennen und nicht, dass mein Körper meine neu gebildeten Muskelfasern wegmampft, weil ich zu wenig Eiweiß konsumiere

Natürlich hatte ich innerlich mit der Befürchtung zu kämpfen, dass ich - sobald ich die 99 erreicht hatte - wieder alles schleifen lassen würde. Ich meine, in all den Jahren hatte ich immer mal wieder recht einfach 10-20 Kilos abgenommen, um sie danach wieder zuzunehmen. Das hier war ja nicht mein erstes Rodeo.
Nach wie vor konnte ich manchmal von Süßigkeiten nicht lassen. Aber auch die sogenannten "Cheat Days" schrieb ich penibel auf, damit ich sah, wie viel ich konsumierte und damit mich das anspornte, am nächsten Tag wieder gesund zu essen. Jeder muss das natürlich für sich entscheiden, wie er abnimmt. Aber ich halte nichts davon, sich dauerhaft zu enthalten. Wenn ich also mal einen Tag etwas ungesundes aß, dann genoss ich es auch. Aber ich nahm mir vor, dass daraus keine Fresswoche oder gar ein Monat wurde.
Leider stellte sich dann seit Oktober heraus, dass Ozempic gar nicht für die Nebenwirkungen verantwortlich ist, sondern meine rasche Abnahme höchstwahrscheinlich die fiesen kleinen Gallensteine produzierte, die gerne mal den Gallengang verstopften und dann eine Pankreatitis auslösten. Seit Oktober habe ich nicht nur mit Koliken, sondern auch mit Bauchspeicheldrüsenentzündungen zu kämpfen, die mich mal mehr und weniger lahmlegen.
Das ist frustrierend. Hatte ich seit dem Sommer endlich wieder Freude am Sport gefunden und war durchgestartet und hatte mir sogar eine Hantelbank gekauft, wurde ich im Herbst völlig aus der Bahn geworfen, musste mehrfach ins Krankenhaus um danach zu Hause mit Schmerzmitteln vollgepumpt im Sessel zu sitzen und darauf zu hoffen, dass die Pankreatitis endlich abheilt. Gesundheitlich geht es mir von daher gerade nicht gut, aber ich will mich auch nicht in Selbstmitleid suhlen. Die Gallenblase wird hoffentlich bald im kommenden Jahr herausoperiert und dann hoffe ich, dass ich von weiteren Koliken verschont bleibe.
Durch die Koliken und Entzündungen habe ich teilweise recht drastisch abgenommen. Allerdings würde ich sehr viel lieber nur mit Sport und gesunder Ernährung die Kilos verlieren, das könnt ihr mir glauben. Das Gute jedoch ist: Trotz der vielen Rückschläge habe ich nicht angefangen, den Stress mit Essen zu kompensieren. Als Ausgleich trinke ich z.b. sehr gerne Tee. Das lenkt mich ab und ich kann auch während ich am Tee nippe, mir einen Film ansehen.
Was mich auch ungemein motiviert und ich deshalb jedem empfehlen kann, ist, ein Ernährungstagebuch zu führen. Gerade wenn man ein wenig deprimiert ist, ist das doch sehr ermutigend, einfach mal das Tagebuch durchzulesen, um zu sehen, wo man vor drei Monaten stand und wo man heute steht. Das Gewicht schwankt und die Abnahme ist nie linear. Selbst eine perfekt durchgetaktete Woche mit viel Sport und gesundem Essen kann mit exakt 0,0 kg Abnahme quittiert werden. Doch das bedeutet nicht, dass man nicht abnimmt. Oft habe ich z.b. erlebt, dass ich gerade gegen Ende des Monats plötzlich die Kilos verlor, die 1-2 Wochen nicht weggehen wollten.
Ich bin zuversichtlich, kommendes Jahr im Normalgewichtsbereich zu landen und freue mich darauf. Aber erstmal steht das große Ziel an, Adipositas Grad I endlich hinter sich zu lassen, um "nur" noch übergewichtig zu sein. Und das bedeutet für mich exakt 86,6 kg zu erreichen. Auch den HBA1C Wert konnte ich so weit senken, dass ich eigentlich keinen Grund mehr habe, zum Diabetologen zu gehen. Bei 4.6 ist man kein Diabetiker mehr. Ich gehe dennoch im Januar hin, da ich dort mein aktuelles Gewicht angebe und mir das auch ein bisschen extra Motivation gibt, abzunehmen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und ziehe meinen imaginären Hut vor jedem, der bis hierhin gelesen hat

Grüße Nordlicht