Ich trauer nicht oder anders?
Ich trauer nicht oder anders?
Hallo ihr Lieben!
Es ist ein schwieriges Thema das ich nun anschneide, aber ich weiß gerade wieder nicht mit wem ich sonst darüber reden/schreiben soll.
Ich habe gestern einen Brief von meiner Schwester bekommen, mit der ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe. Inhalt eine Trauerkarte weil mein Vater letzte Woche gestorben ist. Somit sind meine beiden Elternteile nun Tod. Die Beerdigung ist am Samstag, aber ich bin dort nicht erwünscht und habe auch keinen Drang hinzufahren weil.....
....weil Familie ein schwieriges Thema ist und ich Angst habe das in dem Dorf, aus dem ich stammt zuviel in mir hoch kommt, was nicht gut ist.
Keine Ahnung wie ich es beschreiben soll. Normalerweise fallen Menschen in ein tiefes Loch, wenn ihre Eltern sterben und ich hatte schon bei meiner das Problem das ich erst dachte ich trauere gar nicht, dann hatte ich Angst wegen meiner Kindheit in der Wutphase stecken zu bleiben und jetzt nach anderthalb Jahren bin ich so bei der Akzeptanz angekommen. Und nun stirbt mein Vater und es ist wieder so, das ich gestern meiner Umgebung "zu ruhig" war (in meinen Fall kein gutes Zeichen) und nun brodelt es in mir ich könnte irgendwas kaputt hauen und schreien und anschließend weinend zusammenbrechen.
Ich weiß auch nicht was ich tun soll, wie ich reagieren soll was richtig oder falsch ist. Ich würde gerne mit einen Trauerbegleiter reden, aber da ist eben das Problem mit den Eltern bzw. mit der Familie an und für sich. Die Kurzversion ist das ich in der Kindheit von meiner Mutter Gewalt in jeder Form erlebte und mein Vater weg gesehen hat. Ich habe den Kontakt vor Jahren abgebrochen, als das ganze Trauma in mir hoch kam das ich lange verdrängt habe und damit fing auch meine Gewichtszunahme an. Na gut vorher habe ich mich teilweise schlank gekotzt, keine Ahnung ob das besser war.
Wie geschrieben ist meine Mutter vor zwei Jahren gestorben und ich wurde mit diesen Ehepartnertestament enterbt und meine Schwester zur Alleinerbin gemacht. Ich habe versucht meinen Pflichtanteil anzuklagen, aber angeblich hätten mir nur 65€ zugestanden und so bin ich nicht weiter vorgegangen.
Der Witz ist nur das mein Vater und meine Schwester nicht verstanden haben, das ich eben nicht meine Enterbung so reumütig und brav nickend hinnehme und trotzdem noch jeden Sonntag gut gelaunt zum Kaffee vorbei komme. Denn für mich heißt enterben auch das ich mit einen Potritt aus der Familie gekickt wurde.
Entsprechend war auch mein letzter Brief an meinen Vater. Ich habe ihn mit den Thema Gewalt in der Kindheit konfrontiert und ich habe ihm geschrieben das er gerne mit meiner Tochter weiterhin Kontakt haben kann (die beiden haben sich ein paarmal geschrieben) aber das er mich das raushalten soll, weil das Thema Familie in die Richtung einfach durch ist. Und nun fühle ich mich schlecht und habe Angst das ich ihm so den Todesstoss versetzt habe. Na gut keine Ahnung wie lange es mit meiner Tochter und ihm gut gegangen wäre, denn meine Eltern hatten nie Probleme mit schwulen Männer, aber mit lesbischen Frauen und meine Tochter ist nun mal Bisexuell und gerade dabei ihr Outing vor zubereiten.
Ich weiß nicht, meine Mutter litt an einer krankhaften Form des Narzissmus und ich dürfte nie schlanker, schöner als sie sein und es beruflich weiter bringen. Ich habe mich frei gestrampelt, mich entschieden trotz meinen EU Rentnerstatus (auch eine Folge meines Traumas) in einen Kurs zu begeben und traue mich, mich auf einen 450 € Job zubewerben und meinen Schutzpanzer in Form von Fett abzulegen. Vielleicht nicht viel aber ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Der Vater meiner Tochter fragt was mit dem Erbe ist. Keine Ahnung, es ist wie es ist. Ich bin enterbt, der Pflichtanteil wird vom Anwalt der Gegenseite so runter gerechnet, das es sich nicht lohnt darum zu kämpfen und ich denke "Soll meine Schwester die ganze Kohle nehmen und damit glücklich werden". Ich fürchte nur das dass Sparbuch das mein Vater für meine Tochter angelegt hat, auf rätselhafteweise verschwinden wird und das gibt ein wirklich bitteres Gefühl. Denn ich denke sie können mich gerne wegen meines Lebensstils und meiner Art doof finden, aber wenn sie das auf mein Kind abwälzen und sie dadurch zu kurz kommt, werde ich echt stinkig.
Danke fürs lesen. So fühle ich mich etwas leichter auch wenn vielleicht keiner antwortet.
Gruß Antje
Es ist ein schwieriges Thema das ich nun anschneide, aber ich weiß gerade wieder nicht mit wem ich sonst darüber reden/schreiben soll.
Ich habe gestern einen Brief von meiner Schwester bekommen, mit der ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe. Inhalt eine Trauerkarte weil mein Vater letzte Woche gestorben ist. Somit sind meine beiden Elternteile nun Tod. Die Beerdigung ist am Samstag, aber ich bin dort nicht erwünscht und habe auch keinen Drang hinzufahren weil.....
....weil Familie ein schwieriges Thema ist und ich Angst habe das in dem Dorf, aus dem ich stammt zuviel in mir hoch kommt, was nicht gut ist.
Keine Ahnung wie ich es beschreiben soll. Normalerweise fallen Menschen in ein tiefes Loch, wenn ihre Eltern sterben und ich hatte schon bei meiner das Problem das ich erst dachte ich trauere gar nicht, dann hatte ich Angst wegen meiner Kindheit in der Wutphase stecken zu bleiben und jetzt nach anderthalb Jahren bin ich so bei der Akzeptanz angekommen. Und nun stirbt mein Vater und es ist wieder so, das ich gestern meiner Umgebung "zu ruhig" war (in meinen Fall kein gutes Zeichen) und nun brodelt es in mir ich könnte irgendwas kaputt hauen und schreien und anschließend weinend zusammenbrechen.
Ich weiß auch nicht was ich tun soll, wie ich reagieren soll was richtig oder falsch ist. Ich würde gerne mit einen Trauerbegleiter reden, aber da ist eben das Problem mit den Eltern bzw. mit der Familie an und für sich. Die Kurzversion ist das ich in der Kindheit von meiner Mutter Gewalt in jeder Form erlebte und mein Vater weg gesehen hat. Ich habe den Kontakt vor Jahren abgebrochen, als das ganze Trauma in mir hoch kam das ich lange verdrängt habe und damit fing auch meine Gewichtszunahme an. Na gut vorher habe ich mich teilweise schlank gekotzt, keine Ahnung ob das besser war.
Wie geschrieben ist meine Mutter vor zwei Jahren gestorben und ich wurde mit diesen Ehepartnertestament enterbt und meine Schwester zur Alleinerbin gemacht. Ich habe versucht meinen Pflichtanteil anzuklagen, aber angeblich hätten mir nur 65€ zugestanden und so bin ich nicht weiter vorgegangen.
Der Witz ist nur das mein Vater und meine Schwester nicht verstanden haben, das ich eben nicht meine Enterbung so reumütig und brav nickend hinnehme und trotzdem noch jeden Sonntag gut gelaunt zum Kaffee vorbei komme. Denn für mich heißt enterben auch das ich mit einen Potritt aus der Familie gekickt wurde.
Entsprechend war auch mein letzter Brief an meinen Vater. Ich habe ihn mit den Thema Gewalt in der Kindheit konfrontiert und ich habe ihm geschrieben das er gerne mit meiner Tochter weiterhin Kontakt haben kann (die beiden haben sich ein paarmal geschrieben) aber das er mich das raushalten soll, weil das Thema Familie in die Richtung einfach durch ist. Und nun fühle ich mich schlecht und habe Angst das ich ihm so den Todesstoss versetzt habe. Na gut keine Ahnung wie lange es mit meiner Tochter und ihm gut gegangen wäre, denn meine Eltern hatten nie Probleme mit schwulen Männer, aber mit lesbischen Frauen und meine Tochter ist nun mal Bisexuell und gerade dabei ihr Outing vor zubereiten.
Ich weiß nicht, meine Mutter litt an einer krankhaften Form des Narzissmus und ich dürfte nie schlanker, schöner als sie sein und es beruflich weiter bringen. Ich habe mich frei gestrampelt, mich entschieden trotz meinen EU Rentnerstatus (auch eine Folge meines Traumas) in einen Kurs zu begeben und traue mich, mich auf einen 450 € Job zubewerben und meinen Schutzpanzer in Form von Fett abzulegen. Vielleicht nicht viel aber ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Der Vater meiner Tochter fragt was mit dem Erbe ist. Keine Ahnung, es ist wie es ist. Ich bin enterbt, der Pflichtanteil wird vom Anwalt der Gegenseite so runter gerechnet, das es sich nicht lohnt darum zu kämpfen und ich denke "Soll meine Schwester die ganze Kohle nehmen und damit glücklich werden". Ich fürchte nur das dass Sparbuch das mein Vater für meine Tochter angelegt hat, auf rätselhafteweise verschwinden wird und das gibt ein wirklich bitteres Gefühl. Denn ich denke sie können mich gerne wegen meines Lebensstils und meiner Art doof finden, aber wenn sie das auf mein Kind abwälzen und sie dadurch zu kurz kommt, werde ich echt stinkig.
Danke fürs lesen. So fühle ich mich etwas leichter auch wenn vielleicht keiner antwortet.
Gruß Antje
- Tiggy
- Moderator
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- Registriert: Di 29. Mai 2018, 10:21
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- Motto: Gestern ist Asche, morgen ist Holz - heute brennt das Feuer.
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Re: Ich trauer nicht oder anders?
Hey Antje,
auch, wenn Du zu Deinem Vater keinen Kontakt mehr hattest und Euer Verhältnis schwierig war, möchte ich Dir zuerst mein herzliches Beileid aussprechen.
Sich nicht mehr zu verstehen, heißt ja nicht zwingend, dass man keine Gefühle mehr füreinander hat.
Du darfst und sollst mit Deiner Trauer so umgehen, wie es für Dich richtig ist. Jeder trauert anders und auch, wenn die anderen Deine Art der Trauer vielleicht nicht verstehen, müssen sie es so akzeptieren.
Was diese Dinge mit erben und enterben angeht, kann ich nicht viel dazu sagen. Ich kenne sowas aus meiner Familie nicht. Als mein Vater gestorben ist, gab es kein Testament - niemand hatte so früh damit gerechnet. Es gab Pläne und Absprachen und an die haben wir uns gehalten, weil wir eine Familie sind. Darum irritiert es mich immer wieder zu hören, dass so viele Familien sich ums Erbe streiten. Für mich wäre es unvorstellbar, dass meine Schwester und ich uns um Geld streiten und die eine der anderen etwas nicht gönnt oder zugestehen möchte. Selbst wenn eine von uns enterbt worden wäre, dann hätte die andere ihr trotzdem die Hälfte abgegeben... Es tut mir leid, dass es bei Dir anders ist.
Ich wünsche Dir, dass Du gut durch die nächste Zeit und die Trauerphase kommst. Lass Deine Gefühle zu. Hier im Forum ist immer ein guter Ort dafür. Hier sind sie sicher.
Fühle Dich fest gedrückt.
auch, wenn Du zu Deinem Vater keinen Kontakt mehr hattest und Euer Verhältnis schwierig war, möchte ich Dir zuerst mein herzliches Beileid aussprechen.
Sich nicht mehr zu verstehen, heißt ja nicht zwingend, dass man keine Gefühle mehr füreinander hat.
Du darfst und sollst mit Deiner Trauer so umgehen, wie es für Dich richtig ist. Jeder trauert anders und auch, wenn die anderen Deine Art der Trauer vielleicht nicht verstehen, müssen sie es so akzeptieren.
Was diese Dinge mit erben und enterben angeht, kann ich nicht viel dazu sagen. Ich kenne sowas aus meiner Familie nicht. Als mein Vater gestorben ist, gab es kein Testament - niemand hatte so früh damit gerechnet. Es gab Pläne und Absprachen und an die haben wir uns gehalten, weil wir eine Familie sind. Darum irritiert es mich immer wieder zu hören, dass so viele Familien sich ums Erbe streiten. Für mich wäre es unvorstellbar, dass meine Schwester und ich uns um Geld streiten und die eine der anderen etwas nicht gönnt oder zugestehen möchte. Selbst wenn eine von uns enterbt worden wäre, dann hätte die andere ihr trotzdem die Hälfte abgegeben... Es tut mir leid, dass es bei Dir anders ist.
Ich wünsche Dir, dass Du gut durch die nächste Zeit und die Trauerphase kommst. Lass Deine Gefühle zu. Hier im Forum ist immer ein guter Ort dafür. Hier sind sie sicher.

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Auf dem Weg in ein diätfreies Leben - Intuitiv Essen nach Elyse Resch und Evelyn Tribole
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Liebe Antje,
ich bin noch ganz neu hier aber ich traue mich mal denn ich lebe scheinbar in einer ähnlichen Situation wie du.
Bei mir ist es so, dass ich durch die seit meiner Kindheit erlebte Gewalt in jeglicher Form eine Traumafolgestörung habe, die mich soweit einschränkt, dass ich inzwischen auch berentet bin. Ich möchte aber ausdrücklich sagen, dass ich nicht darunter "leide". Es ist wie es ist.
Im Zuge der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit und den dazugehörigen intensiven therapeutischen Prozessen habe ich meinerseits vor vielen Jahren den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Also so richtig. Sie wissen nicht mal mehr wo wir wohnen und ich habe auch meinen Namen geändert.
Zu meiner einzigen Schwester wiederum habe ich sehr guten und engen Kontakt. Sie hat zu den Eltern nur ganz selten mal Kontakt, wohnt auch weiter von ihnen weg usw. Und wir unterhalten uns in der letzten Zeit darüber wie das eigentlich werden soll wenn sie mal sterben werden. Denn wir möchten beide kein Erbe aber irgendwer muss das ja alles regeln, das Haus räumen und und und. Naja... mal sehn.
Was ich aber sagen wollte....ich weiß jetzt schon, dass ich, wenn sie sterben sollten, das Thema therapeutisch noch mal aufgreifen werde. Denn das macht was mit einem. Nicht nur sondern vielleicht genau wegen dieses schlechten Verhältnisses zueinander.
Ich würd dir empfehlen, dir einen Gesprächspartner zu suchen um diese Dinge zu verarbeiten. Im Idealfall ein/e Therapeut/in. Deine Trauer und auch deine Wut brauchen einen Ort wo sie rausdürfen.
Alles Liebe für dich und deine Familie!
Janne
ich bin noch ganz neu hier aber ich traue mich mal denn ich lebe scheinbar in einer ähnlichen Situation wie du.
Bei mir ist es so, dass ich durch die seit meiner Kindheit erlebte Gewalt in jeglicher Form eine Traumafolgestörung habe, die mich soweit einschränkt, dass ich inzwischen auch berentet bin. Ich möchte aber ausdrücklich sagen, dass ich nicht darunter "leide". Es ist wie es ist.
Im Zuge der Auseinandersetzung mit meiner Vergangenheit und den dazugehörigen intensiven therapeutischen Prozessen habe ich meinerseits vor vielen Jahren den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen. Also so richtig. Sie wissen nicht mal mehr wo wir wohnen und ich habe auch meinen Namen geändert.
Zu meiner einzigen Schwester wiederum habe ich sehr guten und engen Kontakt. Sie hat zu den Eltern nur ganz selten mal Kontakt, wohnt auch weiter von ihnen weg usw. Und wir unterhalten uns in der letzten Zeit darüber wie das eigentlich werden soll wenn sie mal sterben werden. Denn wir möchten beide kein Erbe aber irgendwer muss das ja alles regeln, das Haus räumen und und und. Naja... mal sehn.
Was ich aber sagen wollte....ich weiß jetzt schon, dass ich, wenn sie sterben sollten, das Thema therapeutisch noch mal aufgreifen werde. Denn das macht was mit einem. Nicht nur sondern vielleicht genau wegen dieses schlechten Verhältnisses zueinander.
Ich würd dir empfehlen, dir einen Gesprächspartner zu suchen um diese Dinge zu verarbeiten. Im Idealfall ein/e Therapeut/in. Deine Trauer und auch deine Wut brauchen einen Ort wo sie rausdürfen.
Alles Liebe für dich und deine Familie!
Janne
"Love people, use things. The opposite never works." Joshua Fields Millburn/Ryan Nicodemus

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- Registriert: Mi 20. Mai 2020, 22:30
- Geschlecht: weiblich
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Bezüglich des Erbes, was evtl. im Raum steht, solltest du dich anwaltlich beraten lassen. In Deutschland gibt es de facto keine Form der Enterbung, das Pflichtteil steht dir immer zu. Falls du kein Geld für einen Anwalt hast, kannst du einen Beratungsschein bei Gericht beantragen, damit ist die Beratung dann (fast) kostenfrei.
Du solltest auf jeden Fall, wenn du Bedarf siehst mit jemanden die Dinge zu besprechen, mit einem Fachmenschen darüber reden.
LG
Du solltest auf jeden Fall, wenn du Bedarf siehst mit jemanden die Dinge zu besprechen, mit einem Fachmenschen darüber reden.
LG
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Liebe Antje, bei mir ist es sehr ähnlich wie bei Dir. Ich habe auch eine furchtbare Kindheit gehabt. Auch durch meine Mutter verursacht. Mein Vater hat seinen Teil dazu beigetragen und dazu auch noch weggesehen. Irgendwann war er dann verschwunden und hat uns unserem Schicksal bei unserer Mutter überlassen. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich vollständig lösen konnte. Erst als ich Kinder bekam und meine Mutter auch ihnen begann Schaden zuzufügen, habe ich es mit Hilfe meines Mannes geschafft, zu beiden Elternteilen den Kontakt abzubrechen. Vollständig und unwiederbringlich. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater haben als Reaktion darauf sämtliche Immobilien auf meinen Bruder übertragen und mich somit auch enterbt. Mein Bruder hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht von ihnen lösen können. Ich hatte dadurch auch jahrelang keinen Kontakt zu ihm. Erst als er selber heiratete und einen Sohn bekam, hat er es auch geschafft, den Kontakt abzubrechen, um seinem Sohn keinen Schaden zuzufügen. Die Immobilien hat er aber
Auch meine 4 Kinder haben keinen Kontakt zu meinen Eltern. Ich glaube schon, dass mein Vater wahrscheinlich ein guter Opa wäre. Ich habe also auch noch die Verantwortung, dass ich ihnen den Großvater vorenthalte und ihm seine Enkel. Ob das richtig ist, weiß ich nicht. Aber dadurch hätte ich ja zwangsläufig auch Berührungspunkte mit ihm gehabt, und das wollte ich nicht.
Inzwischen, seit mein Bruder auch den Cut gemacht hat, habe ich zu ihm auch wieder guten Kontakt. Auf die Idee, die Hälfte der Immobilien (es sind insgesamt 4) auf mich zu übertragen, ist er aber nicht gekommen. Aber ist mir auch nicht wichtig. Ich will das Vermögen meiner biologischen Eltern nicht, auch wenn es etwas Schmerzensgeld für meine scheiß Kindheit und Jugend wäre. Ich hätte es nur schön gefunden, wenn mein Bruder mal diese Idee gehabt hätte, aber nun gut.
Meine Eltern leben beide noch. Beide haben mich auch immer wieder mal mit Briefen bombardiert, die ich immer ungeöffnet zurückgeschickt habe, als klares Statement.
Ich habe mit ihnen abgeschlossen. Wenn sie sterben würden.... ich glaube nicht, dass das viele Emotionen bei mir auslösen würde. Ich glaube, es wäre mir ziemlich egal. Bei meinem Vater vielleicht eher, weil er eher die Rolle des Zuschauers hatte und nicht ganz so viel aktiv "verbrochen" hat wie meine Mutter. Nicht zuletzt hat er selber auch sehr unter ihr gelitten. Aber auch das ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, seit ich selber Kinder habe. Ich könnte sie niemals in einer Situation zurücklassen, wo ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht.
Mein Umfeld versteht diese "Kälte" meinerseits auch nicht. Aber es sind biologisch meine Eltern. Mehr nicht. Ich hätte freiwillig nie etwas mit ihnen zu tun gehabt. Warum sollte ich dann traurig sein, wenn sie sterben.
Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich offensichtlich naturgegeben mit ausreichend Resilienz ausgestattet war, dass ich keinen ernsthaften Schaden zurückbehalten oder eine posttraumatische Belastungsstörung davon getragen hätte. Ich habe auch keine Therapie gebraucht. Aber ganz sicher hat die Kindheit schon Auswirkungen auf mein Erwachsenenleben und so kleine Beeinträchtigungen gibt es dadurch sicherlich.
Von daher: ich finde es absolut richtig, dass Du Dir das mit der Beerdigung nicht antust. Schau auf Dich und auf das, was Du brauchst und was Dir gut tut. Wenn jemand nicht in Deiner Situation ist, kann er es wahrscheinlich eh nicht verstehen.
Und ja, wenn Du merkst, dass es Zeit ist, Dir therapeutische Hilfe zu holen, dann mache das! Du bist wichtig, Du musst für Dich sorgen!
Alles Liebe in dieser Zeit!

Auch meine 4 Kinder haben keinen Kontakt zu meinen Eltern. Ich glaube schon, dass mein Vater wahrscheinlich ein guter Opa wäre. Ich habe also auch noch die Verantwortung, dass ich ihnen den Großvater vorenthalte und ihm seine Enkel. Ob das richtig ist, weiß ich nicht. Aber dadurch hätte ich ja zwangsläufig auch Berührungspunkte mit ihm gehabt, und das wollte ich nicht.
Inzwischen, seit mein Bruder auch den Cut gemacht hat, habe ich zu ihm auch wieder guten Kontakt. Auf die Idee, die Hälfte der Immobilien (es sind insgesamt 4) auf mich zu übertragen, ist er aber nicht gekommen. Aber ist mir auch nicht wichtig. Ich will das Vermögen meiner biologischen Eltern nicht, auch wenn es etwas Schmerzensgeld für meine scheiß Kindheit und Jugend wäre. Ich hätte es nur schön gefunden, wenn mein Bruder mal diese Idee gehabt hätte, aber nun gut.
Meine Eltern leben beide noch. Beide haben mich auch immer wieder mal mit Briefen bombardiert, die ich immer ungeöffnet zurückgeschickt habe, als klares Statement.
Ich habe mit ihnen abgeschlossen. Wenn sie sterben würden.... ich glaube nicht, dass das viele Emotionen bei mir auslösen würde. Ich glaube, es wäre mir ziemlich egal. Bei meinem Vater vielleicht eher, weil er eher die Rolle des Zuschauers hatte und nicht ganz so viel aktiv "verbrochen" hat wie meine Mutter. Nicht zuletzt hat er selber auch sehr unter ihr gelitten. Aber auch das ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, seit ich selber Kinder habe. Ich könnte sie niemals in einer Situation zurücklassen, wo ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht.
Mein Umfeld versteht diese "Kälte" meinerseits auch nicht. Aber es sind biologisch meine Eltern. Mehr nicht. Ich hätte freiwillig nie etwas mit ihnen zu tun gehabt. Warum sollte ich dann traurig sein, wenn sie sterben.
Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich offensichtlich naturgegeben mit ausreichend Resilienz ausgestattet war, dass ich keinen ernsthaften Schaden zurückbehalten oder eine posttraumatische Belastungsstörung davon getragen hätte. Ich habe auch keine Therapie gebraucht. Aber ganz sicher hat die Kindheit schon Auswirkungen auf mein Erwachsenenleben und so kleine Beeinträchtigungen gibt es dadurch sicherlich.
Von daher: ich finde es absolut richtig, dass Du Dir das mit der Beerdigung nicht antust. Schau auf Dich und auf das, was Du brauchst und was Dir gut tut. Wenn jemand nicht in Deiner Situation ist, kann er es wahrscheinlich eh nicht verstehen.
Und ja, wenn Du merkst, dass es Zeit ist, Dir therapeutische Hilfe zu holen, dann mache das! Du bist wichtig, Du musst für Dich sorgen!
Alles Liebe in dieser Zeit!
- medha
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Re: Ich trauer nicht oder anders?
Eigentlich ist hier ja schon fast alles gesagt und ich schliesse mich dem an. Es ist Deine Trauer und es sind Deine Emotionen. Wenn Du bemerkst, dass Dich das in irgendeiner Weise, die Dir unangenehm ist beeinflusst, dann hole Dir Unterstützung. Du musst nichts tun, um anderen gerecht zu werden. Zu meinen Eltern habe ich auch aus solchen Gründen keinerlei Kontakt mehr und da strafrechtlich relevante Dinge vorgefallen sind, konnte ich sie glücklicherweise enterben, so richtig dass sie nicht mal den Pflichtteil bekommen. Das war ein gutes Gefühl das zu tun auch wenn ich nicht damit rechne vor ihnen zu sterben. Wenn sie sterben, dann wird das für mich eine grosse Erleichterung sein, nehme ich an. Und so sehr es manchmal schmerzt, dass meine Herkunftsfamilie so furchtbar ist, desto besser geht es mir damit, dass ich zu diesen Leuten keinen Kontakt mehr habe. Jedesmal wenn ich daran denke, stimmt es mich innerlich froh, dass dieses Kapitel in meinem Leben abgeschlossen ist.
Zuletzt geändert von medha am Do 25. Feb 2021, 14:10, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Ich bin gerade sehr berührt, dass diese Art von Familiengeschichte hier wohl doch einige Menschen betrifft.
"Love people, use things. The opposite never works." Joshua Fields Millburn/Ryan Nicodemus

Re: Ich trauer nicht oder anders?
Hallo Summerlove!Summerlove hat geschrieben: ↑Do 25. Feb 2021, 11:15 Bezüglich des Erbes, was evtl. im Raum steht, solltest du dich anwaltlich beraten lassen. In Deutschland gibt es de facto keine Form der Enterbung, das Pflichtteil steht dir immer zu. Falls du kein Geld für einen Anwalt hast, kannst du einen Beratungsschein bei Gericht beantragen, damit ist die Beratung dann (fast) kostenfrei.
Du solltest auf jeden Fall, wenn du Bedarf siehst mit jemanden die Dinge zu besprechen, mit einem Fachmenschen darüber reden.
LG
Ich bin, nachdem ich vor zwei Jahren das Testament bekommen habe, zu einer Anwältin gegangen und habe verlangt das sie alles offen legen bzw. das errechnet wird wie hoch mein Pflichtanteil ist. Aber das Ding war das der Anwalt der Gegenseite alles so runter gerechnet hat, das ich am Ende nicht mal 70 € bekommen hätte. Von einen Grundstück in Brandenburg sowie von der Lebensversicherung meiner Mutter wusste aufeinmal niemand was. So dachte ich nur "F*ckt euch" (sorry für den Ausdruck) bzw. behaltet die Kohle um meiner Schwester den nächsten Strandurlaub in Ägypten zu finanzieren (direkt nach der Beerdigung ist sie dort hingefolgen), aber haltet euch bloß weiterhin aus meinen Leben raus. Ich weiß es klingt blöd, aber recht haben und recht bekommen sind leider manchmal zwei Paar Schuhe.
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Geht mir genauso. Der Vater meiner Tochter und ich sind beide mit relativ viel Gewalt groß geworden und haben deshalb beide keinen Kontakt mehr zu unseren Familien. Gerade an Weihnachten fühle ich mich deshalb schlecht, weil meine Tochter ein Familienmensch ist und es eben seit ein paar Jahren nur uns drei gibt (ihr Bruder will keinen Kontakt zu uns, aber das ist eine andere Geschichte) und ich ihr in diesen Sinne keine große Familie bieten kann. Aber sie weiß in gröben Zügen was ihren Eltern in der Kindheit widerfahren ist und sieht es locker. Ich meine wer kann schon an Weihnachten den ganzen Tag im Schlafanzug durch die Wohnung laufen ?
Ich habe schon zwei Therapien gemacht und mein Trauma ist gut unter Verschluss in meiner Seele in einen Schrankkoffer. Meine Psychiaterin meint ich muss entscheiden, ob ich es irgendwann richtig aufarbeiten will, was aber eben auch bedeutet das es mir lange Zeit ziemlich mies gehen wird oder ich lasse es wie es ist, was auch okay ist. Wegen der Trauerarbeit oder was auch immer überlege ich noch ob ich ein paar Gespräche in Anspruch nehme oder mit einer Trauerberatung in Kontakt trete.
Übrigens ist bei uns das Thema Erbe kein großes Thema. Meine Tochter weiß das ich keine Reichtümer besitze und ich stelle es ihr frei ob sie meine alten Schränke behalten oder verkaufen will.Ich gehe später nochmal richtig auf alle ein, aber erstmal danke für die lieben Antworten
Gruß Antje
Re: Ich trauer nicht oder anders?
Lass dich einfach mal drücken.
Es ist wirklich schon alles gesagt, nur noch so viel:
Hoffentlich weißt du, bei welcher Bank das Sparbuch deiner Tochter geführt wird, ich würde mich mit denen in Verbindung setzen, denn es ist ja ihr Eigentum, das man ihr nicht so ohne Weiteres abnehmen kann. Auch bezüglich des Pflichtteils würde ich mich anwaltschaftlich vertreten lassen, es gibt ja Prozesskostenhilfe.
Wie du mit deiner Trauer oder Nicht-Trauer umgehst, ist ganz alleine deine Sache, niemand hat das Recht, dich deswegen krumm anzuschauen.
Ich wünsche dir alles Gute

Es ist wirklich schon alles gesagt, nur noch so viel:
Hoffentlich weißt du, bei welcher Bank das Sparbuch deiner Tochter geführt wird, ich würde mich mit denen in Verbindung setzen, denn es ist ja ihr Eigentum, das man ihr nicht so ohne Weiteres abnehmen kann. Auch bezüglich des Pflichtteils würde ich mich anwaltschaftlich vertreten lassen, es gibt ja Prozesskostenhilfe.
Wie du mit deiner Trauer oder Nicht-Trauer umgehst, ist ganz alleine deine Sache, niemand hat das Recht, dich deswegen krumm anzuschauen.
Ich wünsche dir alles Gute
Liebe Grüße von Masche
Anfangsgewicht Mai 2020 126,5 kg
Endgewicht < 55 kg, erreicht Mai 2021
Auf < 54 kg korrigiert im Dezember 2023
Drei Jahre Gewicht gehalten, auf ins vierte Jahr:

Anfangsgewicht Mai 2020 126,5 kg
Endgewicht < 55 kg, erreicht Mai 2021
Auf < 54 kg korrigiert im Dezember 2023
Drei Jahre Gewicht gehalten, auf ins vierte Jahr: